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[Neue Besen kehren gut.]
Ich dachte, ich schreibe mal wieder etwas. Huld und Jubel. Mal sehen, ob ich etwas zu sagen habe über mein furchtbar alltägliches Leben hier. Ich teile in Kategorien!
Uni: Die Uni, die Uni. Alle andere, die ich so kenne, müssen während des Semesters richtig viel machen. Ständig Hausaufgaben abgeben, Vorträge halten, Lerntagebücher führen. Ich muss nichts machen, dabei habe ich eigentlich damit gerechnet. Denn von finnischer Uni habe ich immer noch gehört, dass es andersrum ist als in Deutschland: während des Semesters arg viel, aber dann in der Vorlesungsfreienzeit auch eher frei. (Was auch daran liegt, dass man dann hier arbeiten muss, weil die Zahlungen (die man sonst immer bekommt) aussetzen.) Jedenfalls gehe ich so in meine Vorlesungen und dann wieder nach Hause und am Ende muss ich einen Test (meistens Multiple Choice, also auch nicht so dramatisch) oder ein Essay (das längste ist, denke ich, so ca. acht Seiten lang) schreiben. Allerdings muss ich gerade diese Tschechisch-Vorlesung jetzt mal gescheit zusammengefasst, die Dame ist nämlich zwar sehr nett, aber meistens so begeistert von den dollen Tschechen, dass ich das Gefühl habe, dass alles etwas durcheinander ist.
Das Unigebäude ist übrigens relativ modern und meinem Empfinden nach irgendwie sehr finnisch: funktional, modern, viel Licht. Ist meistens nicht so gemütlich, obwohl man sich über die gepolsterten Sitze und Bänke auch nicht beschweren kann. Ich sehe mal zu, dass ich ein paar Fotos von diesem tollen Bauwerk mache. Die Uni gibt es ja auch erst seit den sechzigern, da kann das ja auch alles noch nicht so alt sein.
Des Weiteren fällt mir zur Uni noch ein, dass da ständig irgendwelche Empfänge zu sein scheinen. Überall werden immer Wägen mit Sektgläsern rumgeschoben und schick gekleidete Leute rennen rum. Niemand weiß, wieso gerade wieder was ist, aber irgendwas ist immer und wir sind nie eingeladen. Fieslich! Diese BÖSEN!
Sport/Sauna: Die Joggingstrecke hinter dem Haus im Wald teils am See lang ist immer noch sehr nett, aber bei Regen wenig appetitlich, weil matschig. Ich bin dem Unisport beigetreten, letzte Woche. Ich habe schon ein paar dieser Fitnesskurse mitgemacht, ist eigentlich ganz lustig und genau wie in Hamburg Aber ich lerne finnische Vokabeln, die ich vorher nicht kannte – ich vermute auch fast, ich werde sie nie wieder brauchen, aber wurschtiwurscht. Die Wohnheim Sauna ist ganz in Ordnung. Mittwoch und Freitag ist Damentag, Mittwochs sind da sogar auch ein paar, die letzten beiden Freitage war da aber niemand außer uns. Manchmal ist sie ein bisschen zu heiß und sie ist auch sehr klein. Aber immerhin gibt’s eine, ne? Eventuell wird aber noch eine Karte für diese Sauna am See gekauft, in den kann man dann auch gleich danach reinspringen. Fall man möchte. Ich war noch nie in einem zugefrorenem See schwimmen, uuuh.
Essen: Meistens esse ich in der Unimensa, die ist eigentlich ganz gut und günstig. Und ich muss mich dann nicht mit Wohnheimküchen auseineinandersetzen. Die Unimensa hier scheint mir in einigen Dingen praktischer ausgerichtet als die der Uni Hamburg. Erstmal gibt’s so Menüs bestehend aus Salat, Hauptgericht, Brot, Wasser und Milch/Saft. Alles im Preis enthalten und der liegt bei 2,70€ (2,50€ in der einen Mensa, aber niemand weiß, warum die die Preiserhöhung nicht mitgemacht haben). Salat kann man sich selbst aus verschiedenen Sachen zusammenstellen, beim Hauptgericht kann man so viel von den Sättigungsbeilagen (ein traumhaftes Wort) nehmen, wie man mag. Kartoffeln und Reis gibt es eigentlich immer; ich glaube, ich habe noch nie Nudeln gesehen. Freitag gab es ausnahmsweise sogar mal Bratkartoffeln, das war vielleicht ein Fest, denn sonst gibt es ja immer nur Pellkartoffeln. Jedenfalls erscheint mir das Prinzip, dass man sich die Sachen selbst zusammenstellen kann und so viel nehmen darf, wie man auch essen möchte, deutlich praktischer als das, was die Uni Hamburg tut. Dort bekommt man halt einen Teller voll Essen hingeknallt und die Hälfte wird am Ende weggeworfen. Das erscheint mir hier nicht so sehr der Fall zu sein, was doch begrüßenswert ist. Wasser bekommt man auch so viel man will! Wasser ist sehr wichtig! Und ich bin Milchtrinker geworden, aber Vitamin D ist ja auch sehr wichtig oder so ähnlich. Und ständig gibt es Fisch und der Fisch ist sehr lecker! Fischifisch. Was noch? Nichts mehr. So ist das hier. Außerdem bin ich auch Traubenesser geworden, dabei mag ich ja gar keine Trauben.
Fahrrad/ Bus/ Auto: Es gibt keine Fahrradwege oder nur sehr wenige. Man darf nicht auf der Straße fahren, sondern benutzt den Bürgersteig mit. Die sind auch meistens breit genug, aber manchmal halt auch nicht. Auf der Hämeekatu (Haupteinkaufsstraße) kann man das mit dem Fahrradfahren zum Beispiel vergessen, obgleich manche das auch dort probieren. Außerdem, und das ist eine OBERwichtige Info, haben die Fahrräder hier fast alle Speichenschlösser. (Das heißt bestimmt so?!)
Und ich habe mir jetzt auch endlich eine Busfahrkarte besorgt, keine Monatskarte, aber so eine Karte, die man aufladen kann. Ich bezahle jetzt nur noch 1,21€ statt 2,50€, toll, oder? Ich fahre fast nie Bus, obwohl hier direkt vor dem Haus eine Haltestelle ist.
Auto, uuuh. Jenny hat ein Auto. Ich fahre oft mit. Deswegen fahre ich auch nie Bus, selbst nicht wenn es regnet und ich nicht mit dem Fahrrad fahren mag. Jedenfalls ist Finnland offensichtlich ein Land, in dem die Leute vergessen haben, dass ihre Autos Hupen haben. Niemand hupt. Außer in Helsinki, aber das sind bestimmt keine Finnen, die da hupen. Außerdem scheint hier auch niemand die Vorfahrtsregeln zu kennen, denn an manchen Kreuzungen warten dann einfach alle höflich und nichts passiert, bis sich einer erbarmt und einfach losfährt. Ein bisschen komisch ist das schon.
Wohnheim: Ich bin immer weniger Fan von Wohnheimen (oder: diesem Wohnheim), denn es wird immer lauter und dreckiger. Auf der ganzen Etage gibt es keine Mikrowelle mehr, weil die zerstört wurden. Ich benutze den Trockenraum für die Wäsche nicht, weil da alles durch die Gegend geschmissen wird. Mein Zimmer ist aber weiterhin in Ordnung und mein Flur zum Glück auch nicht so laut. Letzten Dienstag bin ich aber so gegen Mitternacht zwei Stockwerke höher gestürmt und habe ich ein Zimmer voll italienisch/spanisch-sprechender Menschen gebrüllt, dass sie jetzt endlich mal den Mund halten sollen (ich habe das weniger höflich gesagt, aber egal), weil das vielleicht nicht die richtige Zeit ist, um mit fünfzehn Leuten im Chor zu singen. Gaah. Aber so ist das nun mal.
Wetter: Regnerisch. Manchmal kurz Sonne, dann wieder Regen. Immer noch verdächtig viel grün an den Bäumen. Aber auch viele Blätter auf dem Boden. Ich hoffe, es wird bald mal richtig rotorangegelbig hier. Und irgendwann hört der Regen bestimmt auch wieder auf. BESTIMMT! Ich bestimme das!
Medien: Ich gucke Suomen Huippumalli haussa, yeah. Das ist Finland’s next Topmodel. Aber die werden dann nicht Topmodel, sondern Huippumalli und das ist bestimmt gleich viel besser. Es klingt auf jeden Fall schon einmal viel alberner. Ich verstehe die Zickereien nicht so besonders gut, aber das Wesentliche kommt schon an, denke ich. Hurra! Ansonsten gucke ich gar nichts finnisches, haha! Ich habe auch keinen Fernseher.
Ja. Sonst ist Finnland Finnland. Dazu muss ich ein anderes Mal was sagen.
Jetzt muss ich aufstehen.
Josefina
(Wat schreibe ich eigentlich immer so viel, wenn ich denn mal was schreibe?)