Auf dem Boot. Ein Eintrag, der mir irgendwie schwer fällt und vom dem ich noch nicht weiß, was er eigentlich wird. Vermutlich werde ich zu viel schreiben.
Am Montag, 9.9., sind wir nachmittags dann mit all unseren Sachen auf das Boot. Geplant war eine Abfahrt am nächsten Tag, nach einem Großeinkauf und der Ankunft von Camilla. Der Plan wurde auch in so weit umgesetzt, dass eingekauft wurde. Viel eingekauft wurde. War lustig. Drei (vier?) Einkaufswagen voll, die wir zum Glück ausleihen konnten, damit wir die Sachen in den Hafen schieben konnten und alles auf das Boot laden konnten. Camilla war dann auch da und die Fahrt sollte losgehen! Die Fahrt ging auch los. Das erste Mal, das ich gesegelt bin! Auf einem Boot! Verrückt! Das Boot hatte enorme Schieflage, aber ich habe mir halt gedacht, so so, so ist das also beim Segeln, ist ja ein prima Gefühl, wenn man sich festkrallen muss und ständig das Gefühl hat ins Wasser zu fallen. Nach einer kurzen Weile (unter einer halben Stunde) sind wir aber wieder in den Hafen gefahren und ich habe erfahren, dass das gar nicht so normal ist und dass das Wetter nicht so ideal wäre. Deswegen waren wir noch eine weitere Nacht im Hafen. Ich war schon ein bisschen froh, dass das wohl nicht die ganze Zeit so sein würde.
Wenn ich mich recht erinnere (meine Erinnerungen sind ein bisschen ungenau, weil mir ja egal war, was an welchem Tag war), sind wir auch am nächsten Morgen nicht gleich los, sondern… ich weiß, dass Dario und ich Tabak und Briefmarken kaufen waren und ich die Postkarten noch in den Briefkasten geworfen habe. Wir waren bei einer niedlichen kleinen Bäckerei und haben eine Sonnenbrille gekauft. Unterwegs haben wir Janus und Judith getroffen, die die Gasflasche auffüllen sollten und dann sind wir eine Weile durch Barcelona geflitzt, um diese Flasche zu füllen, was gar nicht so einfach war, weil wir jahrelang (!) im Kreis rumgeschickt wurden, aber alle wollten uns helfen und am Ende hatten wir Gas!
Wenn ich mich dann weiterhin recht erinnere, sind wir dann losgesegelt. Wenn ich mich auch recht erinnere, ging es mir weniger prima, weil ich tendenziell leicht seekrank war. Judith hat mich mit Zwieback und Ingwertee voll gestopft und es ging eigentlich ganz gut, bis ich dann halt den Fehler gemacht habe unter Deck zu gehen (aber nach einigen Tassen Tee hat man halt so seine Bedürfnisse) und da ist mir dann doch sehr schlecht geworden und ich musste mich leider erstmal übergeben. Danach ging’s mir aber viel besser, immerhin etwas! (Davor ging es mir auch nicht richtig schlecht und ich war auch etwas überrascht von diesem Ereignis.)
So sind wir dann halt gesegelt, das Wetter war immer noch nicht so ideal (aber sonnig und warm) und ich konnte mich wirklich nur auf dem Deck aufhalten und nichts machen, weil jeder Blick nach unten meine Übelkeit gefördert hat. Aber die Luft und die Aussicht sind schon enorm cool! Und die Leute. Ein Herz für Judith!
Abends sind wir in Sant Feliu de Guíxols angekommen, haben dort was gegessen und eigentlich sollte das Boot in der Nacht auch da bleiben, aber dann war die Hafengebühr zu teuer und es ging doch weiter, um eine Bucht oder ähnliches zu finden. Ich war allerdings halt so klug schon vor der Abfahrt schlafen zu gehen, weil ich befürchtete, dass ich auf einem fahrenden Boot gar nicht erst einschlafen würde. Ich bin auch wirklich direkt eingeschlafen und wurde am nächsten Morgen etwas irrtiert gefragt, wie ich denn das hochziehen des Ankers nicht hätte hören können, das wäre direkt über mir gewesen. Ich war wohl müde! Und das war der Mittwoch (11.9.)!
Am nächsten Tag haben wir dann einen anderen Ort erreicht, ich habe leider keine Ahnung mehr, wie der heißt, aber es war noch in Spanien. Ich war schwimmen. Im Meer. Oh, wie salzig das Meer ist. Oh, wie ich das Meer liebe. Das Wetter sieht auf den Bildern recht dramatisch aus, es war auch eindeutig nicht der wärmste Tag, aber es war immer noch recht angenehm.
Das Segeln (eigentlich sind wir sehr viel Motor gefahren, wegen des doofen Wetters) blieb für mich eher gleich: auf Deck sitzen, in einer Decke mit Tee und Hörbuch oder Gesprächen und die Küste angucken (die sehr hübsch ist!) oder unter Deck schlafen. Sonst konnte ich wirklich nichts machen und das tat mir enorm Leid, weil ich mir recht nutzlos vorkam und es auf Dauer auch nicht die große Spannung war.
Außerdem bin ich einmal in der Sonne eingeschlafen und hatte mich, weil ich weise und klug bin, vorher nicht ordentlich eingecremt, dann hatte ich also erstmal einen Sonnenbrand.
An diesem Tag (Donnerstag, wenn ich noch richtig denke) wurde dann beschlossen nicht weiter der Küste zu folgen, sondern direkt auf Marseille zu zu fahren, damit die Stadt am Samstag erreicht werden würde (Lars, Claus und Janus mussten ihren Flug dort bekommen).
Das heißt, dass es nach dieser Nacht auch keinen Stopp mehr gab (denke ich, also keinen Stopp mit Landgang oder so etwas, wir haben noch einmal geankert) und meine Erinnerungen wirklich nur noch eine einzige Sammlung von Bildern sind. Ich habe auch einfach sehr viel geschlafen. Teils war’s so schaukelig, dass ich dachte, ich falle aus dem Bett. Zweimal habe ich in der Ferne Delfine gesehen, aber nie richtig nahe.
Der schöne, schöne Sonnenuntergang. Und das beeindruckende Gefühl, wenn man wirklich keine Küste mehr sieht und man auf diesem kleinen (eigentlich nicht so kleinem, aber im Vergleich zum Meer doch eher kleinen) Boot ist und sonst ist da nur Wasser und Himmel.
Aber halt auch das komische Gefühl im Bauch (inzwischen würde ich das nicht mehr Übelkeit nennen), die Sehnsucht nach einer Dusche und die Frage, ob man in seinem Leben noch ein prima Segler wird oder ob es nicht doch besser sei das Wasser nur vom Land aus zu betrachten.
Samstag in der frühen Frühe liefen wir in Marseille an und Dario, der Spaßvogel, hat mich nicht geweckt! Der alte Hafen von Marseille ist prima! Nach drei Tagen mal wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und eine richtige Toilette zu nutzen ist auch nicht zu verachten (mir fällt gerade auf, dass es immer noch Tage gedauert hat bis auch der Luxus einer Dusche wieder erreicht wurde).
Was bleibt also: Boote sind cool, Dänisch ist lustig, das Meer riecht gut, die Sonne brennt, die Leute waren unglaublich lieb, mein Bauch ist kein Segler. Ob ich das wohl noch einmal machen würde? Wenn das Boot nur im Hafen liegt, dann jederzeit!
Aber Marseille, Marseille liebe ich. Mit aller Kraft. Trotz aller Unkenntnis.
Josefina