[zwei Tage]
Liebe Leut‘,
Ich (bzw. wir) sind wohlbehalten in Finnland angekommen und haben nun auch schon zwei Tage überlebt. Hurra! Aufregend!
Montag haben wir erstmal den Tag mit Packen verbracht, ich habe mir auch noch spontan einen Koffer dazu gebucht, war dann weniger stressig, aber immer noch stressig genug. Außerdem wusste ich ganze Zeit nicht sicher, ob Ryanair das wirklich gemerkt hat oder ob die mir am Ende am Flughafen sagen, dass ich ja leider nur einen Koffer pro Person habe und ich den zusätzlichen Koffer doch nicht haben darf. Außerdem war ich auch nicht sicher, ob nicht eventuell doch alle Koffer zu viel wiegen und ich am Ende viel, viel, viel Geld für Übergepäck zahlen muss, weil Ryanair da ja nicht besonders freundlich ist. Naja, aber ändern konnte ich das ja dann auch nicht mehr. Gegen drei Uhr nachts haben wir ein Taxi zum Hamburger Busbahnhof genommen, der Bus da fuhr um halb vier. Um fünf waren wir in Bremen und der Moment der Wahrheit rückte immer näher. Oh jee. Koffer waren aber okay. Das, was der eine zu viel gewogen hat, hat der andere zu wenig geworgen. Meisterpacker! Kontrollen sonst waren fad wie immer, auch wenn ich in den Raum der Bundespolizei gehen durfte, damit die feststellen, dass ich meinen eReader nicht präperiert habe. Sehr gut!
Dann sind wir geflogen. Ich habe aber den ganzen Flug über eigentlich geschlafen, denn müde, müde war ich. Dario sagt, es war der primaigste Flug, den er je erlebt hat und der erlebt ja sonst nie primaige Flüge. Das hat bestimmt etwas mit Finnland zu tun! BESTIMMT!
Dann waren wir in Finnland. Tampere, meine Liebe. Weil wir cool und local sind, haben wir nicht den Ryanairbus für viel Geld genommen, sondern den normalen Linienbus für etwas weniger Geld. Dafür war das mit dem Gepäck da etwas komplizierter. Egal. Wir haben es zum Busbahnhof geschafft und waren immer noch müde.
Ich bin dann schnell losgeflitzt um dieses Büro zu finden, in dem ich meinen Mietvertrag unterschreiben und den Schlüssel abholen konnte. Habe ich auch sehr gut gemacht und konnte schnell erste Erfolge aufweisen: Haustürschlüssel, Zimmerschlüssel und Briefkastenschlüssel. Yeah!
Dann ging die beschwerliche Reise weiter: wieder mit einem Linienbus und ein Fahrer, der so gar kein Englisch konnte, was aber auch irgendwie egal war, weil wir auch nicht wusste, wie die Station heißt, an die wir wollten und die Fahrten eh immer gleich viel kosten. Also haben wir die drei Koffer und zwei Rucksäcke in den Bus geworfen und saßen dann da so. Da wir das Wohnheim schon mal bei googlemaps ausgecheckt hatten, wussten wir zum Glück, wie es aussieht und konnten dann an der richtigen Station rausspringen! Hurra! Heimat! Oder so etwas ähnliches.
Ich war etwas verwirrt und da gab es auch verwirrte Handwerker, die mich noch mehr verwirrt haben, aber doch ganz nett waren. Schließlich haben wir mein Zimmer gefunden. Is‘ klein, hat aber ein eigenes Bad. Die Wände sind grün. [Fotos folgen weiter unten, deswegen spare ich mir weitere Beschreibungen]
Nach einem Moment der Rast, begann die Suche nach der Küche. Eine Suche, die man nie hätte starten sollen, denn das Ergebnis ist niederschmetternd. Sieht ekelig aus; jedenfalls das, was überhaupt da ist. Fotos folgen vielleicht irgendwann, wenn ich damit zurückgekommen bin, was das ist. Oder so. Geht aber schon. Wir haben auch schon einmal gekocht!
Um den Schock zu verarbeiten, haben wir erstmal eine Weile geschlafen. War auch gut so, da die Nacht ja doch eher ohne Schlaf war. Abends sind wir noch einmal rausgegangen und haben auch den nächsten Supermarkt gefunden, damit wir dann erstmal prima finnisches Brot schnabulieren konnten. Auch die Umgebung haben wir ein bisschen erkundet, aber noch nicht so richtig. Gleich nebenan ist ein Krankenhaus (oder Altersheim oder beides…) und auch eine Fabrik gibt’s, aber wie soll das in Finnland auch ohne Fabrik gehen? Und auch ein See ist hier, aber auch das ist in Finnland wohl nicht so überraschend. Aber so schön.
Das war der erste Tag. Hurra, wir haben überlebt, dabei ist Finnland so ein ausländisches Ausland. Nicht wirklich.
Am nächsten Tag sind wir wieder in die Innenstadt gelaufen, weil ich kein Internetpasswort bekommen hatte, obwohl alle anderen (ALLE!) das in ihrem Briefkasten hatten (den man übrigens nur mit viel Gewalt aufbekommt). Also noch einmal dahin, wo ich auch den Schlüssel abgeholt hatte. Auf dem Weg haben wir auch endlich mal was richtiges gegessen und für finnische Verhältnisse war das auch gar nicht so teuer. Freundlich wie die Finnen halt so sind, bekommt man ja auch (immer?) Leitungswasser dazu, so dass man sich wenigstens die Getränke sparen kann. Dann aber: Passwort! Benutzername! Hurra! Die Hoffnung auf Internet. Auf dem Rückweg (wir sind schon wieder gelaufen, weil wir sparsam und sportlich sind) haben wir noch einen Wasserkocher und eine Mehrfachsteckdose gekauft! Raffiniert. Das war auch schon der wichtigste Punkt an diesem Tag.
Heute waren wir dafür bei Ikea! (Boah, sind wir nicht voll mobil und voll ohne Hilfe unterwegs?) Ikea sieht genauso aus wie in Deutschland. Das hier in Tampere gibt es seit 2011. Hochmodern also. Wir haben eingekauft! Und gegessen! Laura, die freundliche Essenausgabenstante, ist eine der wenigen Finnen, die bisher Englisch gesprochen hat, was tendenziell irrtierend ist, aber auch sehr nett. (Irrtierend, weil ich sonst nur Finnen kenne, die gut englisch sprechen und auch automatisch auf englisch wechseln, wenn die merken, dass jemand nicht Finne ist. Aber der Busfahrer hat einfach konsequent weiter finnisch gesprochen, auch mit Dario. Aber meistens sagen die auch nicht so ausgefallene Sachen, deswegen macht das nicht. Und für die Frage, ob ich das Geld auch kleiner habe, reicht mein Finnisch durchaus. Hatte ich aber trotzdem nicht.)

Ikea-Einkauf
Im einzelnen: ein Kissen, eine Aufbewahrungsbox, eine Kaffeekanne, eine Teekannee, zwei Gläser, eine Decke (die ich als Vorhang missbrauchen werde), eine Tasche für die Wäsche, eine Seifenschale und Aufbewahrungsboxen, damit die Schals säuberlich von den Mützen getrennt werden können. Jetzt ist es gleich noch gemütlicher.
Nach dem Einkauf bei Ikea und einem weiteren Supermarktbesuch haben wir uns außerdem das erste Mal in die Küche getraut, um diese tatsächlich auch zu nutzen. Ein Abenteuer! Aber die Nudeln waren trotzdem ganz in Ordnung. Man darf halt nur in der Küche nichts zu genau ansehen.
Außerdem haben wir eben vorhin meinen Tutor getroffen. Die Uni stellt nämlich jedem Austauschstudenten einen Tutor, der dann mit allen Fragen belästigt werden kann. Der war sehr nett, ein wenig verpeilt, aber durchaus hilfreich. Auch wenn ich eh bis Montag warten muss mit den meisten Dingen, dann fängt nämlich die Orientierungseinheit der Uni an.
Des Weiteren habe ich gerade mit Niina telefoniert und vielleicht treffen wir die morgen und das würde mich ja mal oooobermegahappy machen. Aber so riiiichtig.
Jetzt rede ich noch eben über’s Wetter: als wir abflogen war’s Deutschland noch richtig warm, Dienstagfrüh waren es dann hier in Tampere 14 °C, das war schon.. etwas anders. Abends und mittwochs tagsüber hat es dazu auch noch geregnet, das macht das ganze noch etwas ungemütlicher. Heute hat dafür die Sonne geschienen, wärmer ist es aber nicht wirklich. Aber mach ja nichts. Schal im August ist ja auch immer gut.
Anbei noch tolle Zimmerfotos. Umgebungsfotos sollten eventuell bald mal folgen, habe ich bis jetzt noch nicht gemacht.

Blick von der Tür aus in das Zimmer.

Blick von Fenster aus

Linke Zimmerwand (von der Tür aus gesehen, verwirrend)
Die Tür, die sich dort spiegelt, ist die Badezimmertür.

Bett

Fancy Details – die Persilfrau neben der Badezimmertür

Finnische Dusche

Waschbecken

Neue Seifenschale

Laterne vor dem Fenster
Deswegen habe ich auch die Ikea-Decke gekauft, damit ich es etwas dunkeler machen kann, weil dieses Licht direkt vor dem Fenster doch dezent nervig ist. Wozu fährt man eigentlich in so ein dunkles Land?!

Aussicht
Joa, is‘ jetzt nicht so schön, aber auch nicht besonders schlimm, wenn man bedenkt, dass hinter den Bäumen einfach gleich der See ist, zu dem man gehen kann, wenn man was Schönes ehen möchte.
Bis auf die Küche gefällt es mir ganz gut hier. Ich find’s halt auch nicht soo toll, dass hier nur Austauschstudenten wohnen, aber naja. Die, die ich bisher getroffen habe, sind aber alle sehr nett.
Ich muss also nur noch dringend rausfinden, wie genau das hier mit der Sauna klappt, dann ist alles paletti.
Auf bald,
Josefina