Eine freundliche Erklärung der Josefina B. zu dem letzten Bild oder was die Thais unter Sport verstehen.
Thaischulen sind komisch, sehr komisch. Es scheint, Unterricht wäre komplett überbewertet (die Stunden gingen 50 Minuten, meistens allerdings irgendwie nur 20 und man kann gerne mal zum telefonieren rausgehen. Oder schlafen. Oder was komplett anderes machen. Fällt bei bis zu 60 Leuten (ich war die Nummer 41 in meiner Klasse und die war sehr klein und niedlich) auch nicht auf. Die Lehrerin sieht die letzten Reihen eh nicht und die Mikrofone sind sehr schlecht, man kann also gar nichts hören, selbst wenn man wollte..)
Jedenfalls, wenn kein Unterricht stattfindet, was dann in der Schule machen? Feste vorbereiten. Irgendwelche. Für was auch immer.
Das erste Fest, welches ich mitbekam, war in meiner ersten Woche da. „Wir gehen jetzt in einen Tempel“ … und machen was? Ich weiß nicht, ob es an mir lag, aber.. WTF? Es war sinnfrei, wundervollst, aber sinnfrei. Ich hatte Angst. Ich konnte kein Thai, ich konnte gar nichts (Okay, ich konnte zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich schon sagen, dass ich satt bin. :ugly:) und dann waren wir da und dann sind wir wieder gegangen.
Das passiert irgendwie ein paar Mal. Vatertag wird groß gefeiert. (5.12, Königsgeburtstag) Das ist sehr sehr niedlich und thiii und alles. (Ehrliche Liebe dafür, auch wenn es sich gerade seltsam anhört). Loy Krahtong hatten wir, glaube ich, auch eine Parade. Das ist eh ein tolles Festteil. Mein Kra.. ich weiß nicht, wie man das schreiben soll, sah toll aus. (Hab‘ ich ja auch in Obstschnitzen gemacht, ey.) und das war eh alles irgendwie schön. Auch für die Wahlen der neuen Schülersprecher (ich durfte nicht mitwählen!) wird da alles ganz arg toll und groß und Plakate und bla gemacht.
Mal abgesehen von den ständigen Gesangs-, Englisch-, Schießtmichdochalletotwettbewerben, die ständig stattfinden. Ich war auch bestimmt zwei mal im Monat in einer anderen Schule oder irgendeiner Mall, weil mich der Thaiboxlehrer (Liebe!) mitgeschleppt hat, um mir Thaiboxkämpfe und Schwertgedöhns (Naz‘ sagte mal, außerhalb des Ruhrpotts kann niemand was mit dem Wort Gedöhns anfangen. Traurig.) anzusehen. Weihnachten war auch super!
Äh, worauf ich eigentlich hinaus wollte ist, dass der Sporttag am größten gefeiert wird und dass dafür am meisten vorbereitet wird. Man fängt quasi direkt danach an den nächsten zu planen. Mit Sport hat das sehr sehr wenig zu tun, ich glaube, es gab 800 m Läufe und ein bisschen Basketball.
Das tolle (oder das, was andere toll finden) sind die Paraden und diese Cheerleadereinlagen. Die ganze Schule wird in vier Farben eingeteilt, die irgendein „Motto“ haben. Blau! Meine Klasse! Märchen! Warum das so ist, weiß niemand. Aber man leiht sich für viel viel Geld Kostüme aus und malt große Plakate und betreibt viel Aufwand. Und irgendwie ist es toll, aber auf so eine sehr.. WTF-mäßige Weise.
Es gibt also die vier Farbgruppen die da rumlaufen (bei mir rot, lila, gelb, blau) und eine, die die ganze Schule repräsentiert (grün, Schulfarbe eben. Sieht man übrigens auch an den Hemden der Sportuniform und da hat man mit hell- und dunkelgrün schon echt Glück gehabt, auch wenn Brecht in seinem babyblauem Hemd mit rosa Kragen schon totschick war). Und dann rennt man da so rum. *fuchtel* Fängt vor der Schule an und geht einmal um den Sportplatz. (Und ja, dafür dieser ganze Aufwand). Meine Gruppe fragte mich, ob ich nicht bei denen mitmachen will (Märchen, wir erinnern uns), ich sagte ich wollte lieber zuschauen. Der Fehler meines Lebens, weil das dazu führte, dass ich in der Schulgruppe da mitmachen musste. Was dabei rausgekommen ist, wissen wir nun ja. (Aaaaargh!) Obwohl ich ja noch wirklich Glück hatte, wir waren ja zwei Austauschschüler und ich habe schnell genug gebrüllt, dass ich dann doch gefälligst das blaue Kostüm statt dem rosafarbenden will. So yay me! Es war auch so schlimm genug. (Gesegnet sei meine Fähigkeit, woher auch immer die kommt, auf High-Heels laufen zu können!)
Ich umrundete also lieb und freundlich den Platz. Mit einem verdammten Blumenkranz in der Hand. Ich wollte sterben. Der Rock blieb ständig in den Schuhen hängen, was dazu führte, dass die ganze Zeit auf waren (Gesegnet sei meine Fähigkeit in offenen High Heels im Wickelrock durch die Matsche zu laufen! So fucking yay me an dieser Stelle!)
Es ist übrigens sehr sehr sehr (…) witzig, wenn man um fünf (fünf! Morgens!) in der Schule sein muss, in irgendein Kostüm gesteckt wird, man nicht weiß, was eigentlich passiert oder was man machen soll und einfach niemand mit einem redet. „Da hast du einen Blumenkranz.“ „… Was mache ich damit?“ „Ich muss weg!“ Jedes. Verdammte. Mal. Blöd. Weil, ne? Ich wollte niemanden beleidigen, nur weil ich den Kranz falschrum gebe oder mich dabei nicht oft genug verneige oder.. bla. Thais. Egal.
Irgendwann, als ich den Platz fertig umrundet hatte, teilte man mir mit, ich sollte doch bitte nach da vorne gehen. Dem Direktor den Kranz geben. Witzige, kleine Kobolde. 555+. Da stehen gerade 5000 (Ja, fünftausend) Leute um mich rum und ich soll nach da vorne, ja? Hahahaha. Ha. Ha… Da brat mir doch einer ’nen Storch und die Beine recht knusprig. Ich hatte irgendwie keine Wahl. Das traurige war, dass ich leider zum überreichen auf dieses verdammte Siegerpotestteil klettern musste (wie erinnern uns, was ich anhatte ja? Wir erinnern uns an die Menschenmasse hinter mir, ja? Wir wissen, wer ich bin, ja? Wir wissen, dass ich sterbe, wenn ich vor drei Leuten irgendwas sagen muss, ja?) Well, ich bin gestorben, ich bin noch nie so sehr gestorben, wie da. (Vielleicht bei der Abschlussrede, weil das wirklich, wirklich peinlich war). Egal. Kranz überreicht. Man erreicht doch immer einen Punkt am dem alles scheißegal war. Ich war irgendwie unglaublich wütend, man hätte mir auch mal sagen können, was ich eigentlich tun soll, von mir aus auch während man mich fotografierte, aber nein. Aaargh.
Die Shows danach waren aber sehr niedlich (Wort des Tages.), wirklich, ich mochte das. Die waren gut, wirklich gut und die Kostüme waren manchmal toll und überhaupt. Und ich habe eine Krone bekommen, die ich auch noch irgendwo habe. Und.. ich war tot. Seelenvolle Ruhe.
Ähm. Alles, was ich eigentlich sagen wollte, bevor ich mich wieder aufregte: Sportfeste sind eine schulinterne Sache, heißt jede Schule für sich (mehr oder weniger so, ne? Bei mir war’s jedenfalls nur meine Schule) und nee, nur ich (und Ka aus Brasilien) durften (mind the Wortwahl) so rumlaufen. Aber auch nur kurz, dann durfte ich mein wundervolles, blaues, ichgehöresowasvondazu-Shirt anziehen. Auch Liebe, aber wahrscheinlich irgendwo in dem Karton mit den Sachen aus Thailand. Hmpf.
Hat das jetzt irgendwer gelesen? :ugly:
Wenn ich über Thailand schreibe, fange ich an auf Englisch zu denken und dann kann ich nicht mehr schreiben. Grauenvoll. Und lustig.
Müde und mit Pulp im Kopf,
Josefina